Projekt Kreuzotter: Leitung Dr. Jörg Scheidung
Zoos haben vier Hauptaufgaben, die Kreuzotternzucht (Vipera berus) ist dem Bereich Artenschutz zugehörig:
• Erholung
• Wissenschaft und Forschung
• Natur - und Artenschutz
• Bildung
Tiere in Zoos unterzubringen, steht seit vielen Jahrzehnten in der Kritik. Der moderne Mensch möchte alle Lebewesen in Freiheit und in der Natur lebend wissen. Leider bieten die Naturräume in vielen Fällen keine geeigneten Lebensräume mehr, viele Arten können nur noch im Zoo überleben und nicht mehr ausgewildert werden. In der Aufzucht von Arten findet der fortschrittliche Zoo eine überzeugende Daseinsberechtigung.
Ziele des Projekts sind die Restauration der Kreuzotternanlage sowie der Erhalt einer stabilen Kreuzotternpopulation und die Präsentation längst vergessener einheimischer Reptilien. Weiterführendes Ziel könnten Untersuchungen zur Thermoregulation sein. |
Hintergrund
Die Außenanlage des TerraZoo Rheinberg ist der ideale Ort zur Zucht und Aufzucht von Kreuzottern. Grund für die Zucht ist der stetige Rückgang der Wildpopulationen. Die Situation der Kreuzotter (Vipera berus) im niederrheinischen Tiefland ist besorgniserregend. Der Abwärtstrend dieser in NRW vom Aussterben bedrohten Art scheint nicht zu stoppen. Nach jetzigem Kenntnisstand existiern wahrscheinlich nur noch wenige demografisch stabile Populationen. Auch intensive Suchen in Waldgebieten bringen immer wieder lediglich die Sichtung einzelner, sehr ortstreuer Exemplare. Noch um 1900 eine häufige Art, ist sie im Jahr 2023 so gut wie ausgestorben. Eine interessante Arbeit zu dem Thema bietet Wolfgang Richard Müller.
Weiterführende Informationen zur Kreuzotter bieten die Beobachtungen von Wolfgang Richard Müller, aus dem Jahr 2018: kreuzotter_2018.pdf |
Bereits im Jahr 2002 begann unter der Leitung vom TerraZoo Begründer Daniel Kahlen (1962 – 2010) die Untersuchung der Kreuzotternpopulation im Kreis Wesel. Im Rahmen einer Diplomarbeit begann die Zusammenarbeit mit der heutigen Diplombiologin Petra Burghardt aus Essen. Im folgenden Fotos mit Daniel Kahlen bei einer Untersuchung, Petra Burghardt im Gelände bei den Kreuzottern.
Weiterführende Informationen zur Kreuzotter bieten auch die Beobachtungen von Petra Burghardt, aus dem Jahr 2005: kreuzotter_2005.pdf |
Weiterführende Informationen zur Kreuzotter bieten auch die Beobachtungen von Petra Burghardt, aus dem Jahr 2007: kreuzotter_2007.pdf |
Petra Burghardt im Jahr 2008
"Die Kreuzotter besiedelt im Bereich der Norddeutschen Tiefebene nicht nur Moor und Heideflächen sondern auch lichte Mischwälder. Im Niederrheingebiet wird seit 2002 eine Population in einer Forstfläche mit Eichen-Birken- und lichten Mischbeständen hinsichtlich der Ökologie, der Populationsgröße und der Gefährdungsfaktoren untersucht. Hinzu kommen Beobachtungen zur Ethologie und zu einem wahrscheinlich gebietsspezifischen Geschlechtsdimorphismus. Im 16 ha großen Kernbereich des 1300 ha großen Gesamtareals konnten bisher insgesamt 61 Kreuzottern beobachtet werden, vier weitere außerhalb. Allerdings werden jährlich weniger Tiere gesichtet, in den Jahren 2006 und 2007 jeweils nur 13 bzw. 14 Individuen, darunter kaum noch ältere Adulti. Die Ursachen dafür sind hauptsächlich im Verlust des Lebensraumes (Sukzession/ forstwirtschaftliche Maßnahmen) und im hohen Predationsdruck (Schwarzwild) zu suchen. Möglicherweise haben auch Klimaveränderungen negativen Einfluss auf den Bestand. Das Durchsetzen von Schutzmaßnahmen gestaltet sich aufgrund der verschiedenen Besitzverhältnisse in den teils privaten, teils staatlichen Forsten sehr schwierig. Kommt man in naher Zukunft über die Planung von Maßnahmen hinaus, wäre ein Überleben dieses Bestands und anderer Arten der Herpetofauna vielleicht möglich."
Die Zucht von Kreuzottern und anderen europäischen Reptilien- oder Amphibienarten in Terrarien innerhalb von Reptilienhäusern zeigt sich seit Jahren als schwieriges, bisweilen nicht schaffbares Unterfangen. Der primäre Grund ist die wechselwarme Lebensweise der Tiere. Die Thermoregulation der Körper erfolgt ausschließlich durch Ortswechsel der Tiere. In Terrarienhäusern ist aber der kühlste Ort in den Behältnissen immer der mit der Raumtemperatur. Im Hochsommer könnten das häufig an die 30°C sein. Im Prinzip müssten Terrarien nicht nur über Heizmatten und Heizstrahler verfügen, sondern auch über Kühlaggregate. Zur Ermittlung dieses Bedarfs errichtete die Zooschule Rheinberg e.V. im Jahr 2006 ein Freilandterrarium auf dem Gelände des TerraZoo Rheinberg. Vereinsmitglied Volker Kelleter (1962-2023) führte ausführliche Messungen zur Thermoregulation innerhalb dieser gut einzusehenden Anlage durch und konnte feststellen, dass die Tiere gern überraschend kalte Orte im Habitat aufsuchen, wenn es sie denn gibt. Die Nachzuchtrate stieg sprunghaft an, für die Haltung im Gebäude konnten wir keine Empfehlung mehr aussprechen. Diese Anlage soll restauriert und erneut mit Kreuzottern besetzt werden.
Weiterführende Informationen zur Thermogelution der Kreuzotter von Volker Kelleter aus dem Jahr 2010: thermoregulation.pdf |
Messungen zur Thermoregulation sind gerade in Zeiten des Klimawandels mit sprunghaft veränderlichen Wetterverhältnissen von großer Bedeutung. In der Aussenanlage des TerraZoo könnten diese Forschungen fortgesetzt werden. Auf den folgenden Fotos sind eine Schülerin mit Kamera auf Fotojagd nach der Kreuzotter, die Kreuzotternanlage sowie in der Anlage kopulierende Kreuzottern abgebildet.
Die Umbauarbeiten im Detail
Teil 5. Tag der Kreuzotter
in Kreuzotter
Teil 4. Die fertige Anlage. Fotos.
in Kreuzotter
Teil 3. Netz spannen. Wasserbecken weiterbauen.
in Kreuzotter
Teil 2. Wasserbecken beschichten. Netzmasten setzen.
in Kreuzotter
Teil 1. Renaturierung des Freilandterrariums
in Kreuzotter
Ein Film verdeutlicht die Vorteile und die Qualität von Freilandterrarien (englisch):
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Zwei DIN A4 Vorlagen zum Ausmalen für Kinder zum Download unten als PDF Datei |
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